Immer anders gleich

Jede Glaubenskrise ist in ihrer Art einzigartig und doch in erstaunlicher Weise wiederum sehr ähnlich dem, was andere ehemalige Gläubige Mormonen erlebt haben. Am Anfang steht die Konfrontation mit neuen, verstörenden Tatsachen, die im Widerspruch zur schön-gefärbten Kirchengeschichte stehen. Dann folgt die Suche nach der Wahrheit und das Auftürmen von immer mehr Ungereimtheiten, bis irgendwann das Kartenhaus zusammenbricht. Das alles ein extrem traumatisches Ereignis insbesondere für diejenigen, die zuvor stark geglaubt hatten. Außerdem eine stressige Phase für Ehen, Familien und Freundschaften, da Lebenspläne zerbrechen. Drum kann ich mich sehr gut in der hier beschriebenen Geschichte wiedererkennen:

http://churchofthefridge.com/blog/the-collapse-of-my-shelf/

Ein wichtiger Aspekt, der in der Geschichte zum Tragen kommt, ist die Verantwortung für das Seelenheil der eigenen Kinder. Wir Abgefallenen können in den seltensten Fällen Mitglieder unmittelbar dafür verantwortlich machen, dass uns jahrelang verdrehte Fakten präsentiert wurden, waren doch unsere Lehrer und örtlichen Führer genauso unwissend wie wir, was die wahren Hintergründe anbelangt. Aber ich wollte keinesfalls, dass mir meine Kinder eines Tages vorwerfen, ich hätte es doch gewusst und nichts gesagt.

Auf jeden Fall hilfreich zu sehen, dass unsereins nicht alleine ist und das Glaubenskrisen auch gut ausgehen können. Dass man seinen persönlichen Frieden wiederfinden kann. Und dass der gemeinsame Abschied vom falschen Glauben einen als Familie zusammenwachsen lassen kann, so sehr auch zuvor der nicht simultane Prozess des sich über den Glauben klar werden für Spannungen gesorgt hat.

Vielleicht verfliegt auch noch der letzte Rest von Bitterkeit darüber, wie die obersten Kirchenführer systematisch lügen und betrügen - ob aus guten Absichten heraus oder nicht. Denn jede dieser Glaubenskrisen-Geschichten macht das Ausmaß des Betrugs deutlich, den Missbrauch des Vertrauens, das wir in unsere angeblichen Profeten, Seher und Offenbarer gesetzt hatten. Dabei sind sie keine Offenbarer, sondern Verschleierer, ja Täuscher. Man siehe nur den aktuellen Versuch von Elder Todd Christofferson:

https://video.byui.edu/media/D.+Todd+Christofferson+%22The+Prophet+Joseph+Smith%22/0_gxm7f8l5/11602882

Das hat nichts mit Aufklärung zu tun. Ich konnte es nicht einmal bis zum Ende aushalten. Warum kann er nicht einfach sagen: Ja, es gibt in Mesoamerika keinerlei Hinweise darauf, dass Metall geschweige denn Stahl verarbeitet wurde? Warum immer noch mit abstrusen Behauptungen sich der Tatsache erwehren, dass das Buch Mormon ein Produkt des 19. Jahrhunderts ist? Warum immer noch so tun, als ob es Lehi und Nephi als historische Personen gegeben hätte? Um so klarer wird, dass das Joseph Smith Papers-Projekt nur eine Alibi-Veranstaltung ist. Denn wer will schon 24-bändige, tausende Seiten umfassende Quellen durchforsten? So kann man aber immer sagen, dass man ja dort alles offen gelegt habe. Währendessen wird in Ansprachen und Leitfäden immer noch der alte Unsinn weitergetragen. In diesem Sinne freuen wir uns schon auf die Generalkonferenz, die Mitglieder General-Verarsche (sorry, aber es muss ja mal deutlich gesagt werden, wie es ist). Denn die Mitglieder sind in der überwiegenden Mehrzahl wirklich gute und anständige Menschen, die es nicht verdient haben, so hinters Licht geführt zu werden.