Meine Top 10 Kritikpunkte an der Kirche


10. Die Kirche ist langweilig. Die meisten Themen und Ansprachen sind oberflächlich und immer und immer wieder das Gleiche. Die Leitfäden sind weichgespült. Die Abendmahlsversammlung erlaubt wenig Abwechslung vom Standardprogramm: zwei Kurzansprachen, Zwischenlied, Schlussansprache. Warum nicht mal wenigstens ein paar Trommeln und eine E-Gitarre?

9. Die Kirche fördert eine exklusive Haltung. Wir sind die einzig wahre Kirche. Wir alleine haben die Vollmacht Gottes. Wir müssen uns vor der Welt da draußen schützen, die immer schlechter wird. Obwohl Menschen in anderen Kirchen vergleichbare geistige Erlebnisse haben. Da ist es doch arrogant zu sagen, bei ihnen würde der Heilige Geist nur den Wahrheitsanteil bestätigen, bei uns aber das volle Paket. Letztlich würde der Heilige Geist somit ja Millionen von Menschen in gewisser Hinsicht in die Irre führen. Zumindest ist es heikel zu sagen, weil ich in der Kirche, im Tempel oder beim Lesen im Buch Mormon ein gutes Gefühl habe, ist gleichzeitig auch die komplette Geschichte von Joseph Smith bis Thomas S. Monson wahr (und alle problematischen Aspekte und gegenteiligen Hinweise können getrost ignoriert werden).

8. Die Kirche ist ein Konzern. Warum muss die Kirche Dutzende Unternehmen wie Versicherungen besitzen und Hunderte Millionen Dollar für ein Shopping-Center oder Millionen für eine juristische Lehranstalt ausgeben?

7. Die Kirche fördert Diskriminierung. Im Buch Mormon wird noch immer dunkle Hautfarbe als Fluch Gottes hingestellt. Und noch immer hat sich die Kirche nicht für die Diskriminierung von Schwarzen entschuldigt. Noch immer kursieren Vorstellungen, dass die Schwarzen im vorirdischen Dasein weniger glaubenstreu gewesen seien oder dass Mischehen Sünde sind. Aktuell geschieht ähnliches mit Homosexuellen. Hinzu kommt die immer noch vorherrschende Betonung des Patriarchats.

6. Die Kirche ist gegen die Wissenschaft. Die Kirche propagiert den Glauben an die Schöpfung vor rund 6.000 Jahren (LuB 77:6), einen buchstäblichen Adam als ersten Menschen (LuB 27:11), globale Flut (LuB 138:41, Alma 10:22), Sprachenverwirrung beim Turmbau zu Babel (Ehter 1:3-5), den wundersamen Auszug aus Ägypten durchs Rote Meer (LuB 8:3) usw. Und die buchstäbliche Bibelgeschichte müssen Mormonen ja noch toppen, da Adam in Amerika wohnte und so die Flut Noach von Amerika in den Nahen Osten bringen musste, wo die Jarediten dann nach dem Turmbau wieder hin zurückkehrten. Oder so einen Unsinn, dass die verlorenen 10 Stämme unter dem Nordpol leben und irgendwann daraus zurückkehren (LuB 110:11; 133:2), dass Satan das Wasser regiert und auf Handschlagsversuche reinfällt, das Licht der Sonne eigentlich von Kolob stammt und vieles mehr.

5. Die Kirche fördert Äußerlichkeiten und Konformität. Als ob es Gott interessiert, wie viele Ohrringe Frauen tragen oder wie lange der Rock ist und ob die Kotletten zu lang oder gar Bärte das Gesicht maskieren. Dadurch werden Jugendliche programmiert, andere auf Äußerlichkeiten hin zu prüfen und zu bewerten. Dies führt letztlich dazu, dass Frauenkörper primär als sexuelle Objekte gesehen werden. Und das wiederum mag eine Erklärung dafür sein, dass Utah die höchste Rate von Online-Pornografie-Nutzung in den USA hat und Salt Lake City mehr Schönheitschirurgen pro Einwohner als New York and Los Angeles (es ist nämlich okay große Brüste zu haben aber nicht ok kurze Röcke zu tragen, um anziehend zu wirken).Immer wieder wird Gehorsam eingefordert. Der Gipfel davon war ja Apostel Bednars Ansprache, wo er einen jungen Mann gratulierte, der die Verlobung auflöste, weil das Mädchen die zweiten Ohrringe nicht entfernt hatte, nachdem der Profet nur ein Paar Ohrringe als akzeptabel erklärt hatte. War für ein Irrsinn angesichts der wirklichen Probleme in der Welt!

4. Die Kirche entmutigt offene Auseinandersetzung mit kritischen Themen.Nur die allerwenigsten Mitglieder haben Interesse daran, mehr über die Geschichte ihrer Kirche herauszufinden. Das ist doch merkwürdig? Stattdessen werden unermüdlich Glaubensbekenntnisse rezitiert. So kann man Jahrzehntelang Mitglied sein, jeden Sonntag in die Kirche gehen, Seminar und Institut haben ohne den modernen Erkenntnissen der Bibelforscher etwas zu erfahren oder gar den unterschiedlichen Berichten von Joseph Smiths erster Vision. Sobald kritische Stimmen geäußert werden, droht der Gedanke des Glaubensabfalls. Alles, was nicht offiziell von der Kirche herausgegeben wird, ist suspekt und darf im Unterricht nicht verwendet werden. Bloß keine neuen Ideen aufkommen lassen oder Dinge hinterfragen. Und Zweifel sind ein Zeichen persönlicher geistiger Schwäche oder Entspringen gar dem Wunsch zu sündigen.

3. Die Kirche steht im Konflikt mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und Fakten. Die nachprüfbaren Fakten hinsichtlich der Übersetzungen Joseph Smiths zeigen, dass diese nicht von alten Quellen abstammen. Die Papyri, von denen angeblich das Buch Abraham übersetzt wurde, wurden wiederentdeckt, übersetzt und haben nichts mit dem Inhalt des Buch Abrahams zu tun. Das von Joseph Smith konstruierte äqyptische Alphabet zeigt sich als Irrtum, ebenso wie seine Aussage, die Kinderhook-Platten stammten von einem äqyptischen Pharao. Und DNA-Analysen zeigen, dass die amerikanischen Indianer keine Verbindung zum Nahen Osten aufweisen, das Buch Mormon demnach bestenfalls inspirierte Fiktion ist. Plötzlich sollen die Nephiten und Lamaniten nur in einem winzigen Gebiet in Amerika gelebt haben. Wie dann allerdings der von Joseph Smith identifizierte Krieger Zelph in Nordamerika auftauchte, bleibt ein Rätsel.

2. Die Kirche offenbart nichts Neues mehr. Seit Joseph Smith haben wir eigentlich keine Offenbarung mehr von unseren Profeten, Sehern und Offenbarern erlebt. Brigham Youngs Lehren vom Beginn des Milleniums, von der Blutsühne und Adam-Gott oder der Prophezeiungen hinsichtlich der Schwarzen will man wohl kaum noch als Offenbarungen sehen. Wilford Woodruffs Erklärung zur Beendigung der Polygamie hat wenig von einer Offenbarung (man lese nur mal den Text). 1975 wurde die Vision Joseph F. Smiths von 1918 als LuB 138 aufgenommen. Allerdings steht diese im Widerspruch zu den Aussagen in den Heiligen Schriften und anderer Profeten. Denn darin heißt es, dass Christus nur die Rechtschaffenen in der Geisterwelt besucht habe. Joseph Smith und Brigham Young hatten explizit das Gegenteil behauptet. Die Aufhebung des Priestertum-Banns für Schwarze unter Spencer W. Kimball könnte man als Offenbarung verstehen. Die Erklärung zu Familie wird zwar von einigen Mitgliedern als Offenbarung gesehen, eine solche Aussage wurde jedoch aus Präsident Packers Konferenzansprache entfernt. Wirklich neue Lehren kamen seit Joseph Smiths Zeit nicht zu Tage. Und wenn man die Konferenzansprache von Gordon B. Hinckley im April 2003 zum Irakkrieg liest, vermisst man jedwede klare Aussage oder gar Kritik an der Regierung wie unter den alttestamentlichen Profeten üblich. Nichtsdestotrotz sind viele Ratschläge bei Generalkonferenzen gut, aber eigentlich hat sich die Welt seit Joseph Smith so sehr verändert wie nie zuvor; und doch gibt es nichts an neuer Offenbarung dazu. Und angesichts haufenweiser problematischer Äußerungen von Aposteln und Profeten - man denke nur an Joseph Fielding Smiths Äußerungen zur Evolution oder Ezra Taft Bensons Hasstiraden bei Generalkonferenzen gegen den Kommunismus - wird dennoch immer wieder eingetrichtert: "Folgt dem Profeten".

1. Die Kirche ist unehrlich. Die Kirche lehrt eine stark geschönte Version seiner Geschichte. Zu den unter den Teppich gekehrten Schwierigkeiten zählen (es wird natürlich nicht komplett verheimlicht siehe Joseph Smith Papers - aber sehr geschickt: wer kann sich die schon leisten und wird tausende Seiten lesen?):
  • Joseph Smith hatte zu Lebzeiten mehr als 30 Frauen, darunter viele sehr junge oder bereits verheiratete, von denen seine erste Frau Emma nur teilweise wusste.
  • Joseph Smiths Familie war intensiv in abergläubische und okkulte Praktiken involviert, wozu vielfache und teilweise absurde Visionen von Geistern, Engeln und Schätzen gehörten.
  • Joseph Smith war mitverantwortlich für die Verbrechen der Danites, die in Missouri geplündert und gemordet haben.
  • Joseph Smith hat sich als Oberhaupt des geheimen Rates der Fünfzig zum König Israels auf der Welt ausrufen lassen.
  • Joseph Smith hat die goldenen Platten nicht für die Übersetzung verwendet, sondern sein Gesicht in einem Hut verborgen, worin sich ein Seherstein befand, den er Jahre zuvor in einem Brunnen gefunden hatte.
  • Joseph Smith hat die Erscheinungen von Moroni und Johannes dem Täufer zunächst als Visionen bzw. Träume beschrieben und erst später als physische Ereignisse. Ebenso gaben Zeugen des Buch Mormons zu, die Platten nur mit ihrem geistigen Augen gesehen zu haben.
  • Joseph Smith hat das Freimaurertum als göttlichen Ursprungs gesehen und daher nahezu alle Mitglieder in Nauvoo zu Freimaurern werden lassen. Und davon große Teile der Tempelzeremonie entnommen.
  • Der Rat der Zwölf hatte eigentlich keine Vollmacht über die organisierten Pfähle der Kirche und somit auch die Ältesten. Daher machte Brigham Young nach Joseph Smiths Tod kurzerhand alle 2.000 Älteste zu Siebzigern.
  • Joseph Smith und Brigham Young lehrten das Prinzip der Blutsühne, wonach das Sühnopfer für bestimmte Sünden nicht ausreiche und sie daher getötet werden müssten. Dies wurde in Utah vielfach praktiziert.
  • Joseph Smith hat Alkohol getrunken, eine Bar unterhalten und sogar noch in Carthage kurz vor seiner Ermordung eine Flasche Wein geteilt.
  • Brigham Young ließ im Tempel jahrelang im Anschluss an die Begabung lehren, dass Gott Vater und Adam die gleiche Person sei.
  • Brigham Young erklärte Sklaverei als göttliches Prinzip, legalisierte Sklaverei in Utah und hielt selber Sklaven.
  • Wichtige Tempelpraktiken wie die zweite Salbung werden nicht mehr praktiziert oder wurden in erheblichem Umfang verändert. Nur Wenigen ist bewusst, dass gewisse Handzeichen noch daran erinnern, dass ursprünglich geschworen wurde, dass man sich den Hals von Ohr zu Ohr durch- oder die Gedärme rausschneiden würde.
  • Und vieles, vieles mehr.