Zur Hitparade der unsinnigsten oder
unmoralischsten Gebote im Alten Testament gehören sicherlich:
„Ihr sollt euer Kopfhaar nicht
rundum abschneiden.“ (Levitikus 19:27)
„Wenn zwei Männer, ein Mann und
sein Bruder, miteinander raufen und die Frau des einen hinzukommt, um ihren
Mann aus der Gewalt des andern, der auf ihn einschlägt, zu befreien, und wenn
sie die Hand ausstreckt und dessen Schamteile ergreift, dann sollst du ihr die
Hand abhacken. Du sollst in dir kein Mitleid aufsteigen lassen.“ (Deuteronomium
25:11-12)
„Hat eine Frau Blutfluss und ist
solches Blut an ihrem Körper, soll sie sieben Tage lang in der Unreinheit ihrer
Regel verbleiben. Wer sie berührt, ist unrein bis zum Abend. Alles, worauf sie
sich in diesem Zustand legt, ist unrein; alles, worauf sie sich setzt, ist
unrein.“ (Levitikus 15: 19-20)
„In die Versammlung des Herrn darf
keiner aufgenommen werden, dessen Hoden zerquetscht sind oder dessen Glied
verstümmelt ist.“ (Deuteronomium 23:2)
„Der Herr sprach zu Mose: Sag zu
Aaron: Keiner deiner Nachkommen, auch in den kommenden Generationen, der ein
Gebrechen hat, darf herantreten, um die Speise seines Gottes darzubringen. Denn
keiner mit einem Gebrechen darf herantreten: kein Blinder oder Lahmer, kein im
Gesicht oder am Körper Entstellter, kein Mann, der einen gebrochenen Fuß oder
eine gebrochene Hand hat, keiner mit Buckel, Muskelschwund, Augenstar, Krätze,
Flechte oder Hodenquetschung. Keiner der Nachkommen Aarons, des Priesters, darf
herantreten, um die Feueropfer des Herrn darzubringen, wenn er ein Gebrechen
hat. Er hat ein Gebrechen, er darf nicht herantreten, um die Speise seines
Gottes darzubringen. Doch darf er von der Speise seines Gottes, von den
hochheiligen und heiligen Dingen, essen, aber nicht zum Vorhang kommen und sich
nicht dem Altar nähern; denn er hat ein Gebrechen und darf meine heiligen
Gegenstände nicht entweihen; denn ich bin der Herr, der sie geheiligt hat.“ (Levitikus
21:17-23)
In Teilen sehr widersinnig sind
auch die diversen alttestamentlichen Essensvorschriften, die bis in Details
gehen, wie viele Beine und Flügel Insekten haben dürfen, um gegessen werden zu
können.
All das soll sich aber im Neuen
Testament geändert haben:
„Petrus
aber antwortete: Niemals, Herr! Noch nie habe ich etwas Unheiliges und Unreines
gegessen. Da richtete sich die Stimme ein zweites Mal an ihn: Was Gott für rein
erklärt, nenne du nicht unrein!“ (Apostelg. 10:14-15)
Durch eine
Vision soll also Gott Petrus vermittelt haben, dass so wie es keine reinen und
unreinen Nahrungsmittel mehr gibt, es auch keine Unterscheidung mehr zwischen
reinen und unreinen Völkern – also Juden und Anderen – geben soll.
Und hier
wird es noch deutlicher:
„Nehmt den an, der im Glauben
schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten. Der eine
glaubt, alles essen zu dürfen, der Schwache aber isst kein Fleisch. Wer Fleisch
isst, verachte den nicht, der es nicht isst; wer kein Fleisch isst, richte den
nicht, der es isst. Denn Gott hat ihn angenommen. Wie kannst du den Diener
eines anderen richten? Sein Herr entscheidet, ob er steht oder fällt. Er wird
aber stehen; denn der Herr bewirkt, dass er steht. Der eine bevorzugt bestimmte
Tage, der andere macht keinen Unterschied zwischen den Tagen. Jeder soll aber von seiner Auffassung
überzeugt sein. Wer einen bestimmten Tag bevorzugt, tut es zur Ehre des
Herrn. Wer Fleisch isst, tut es zur Ehre des Herrn; denn er dankt Gott dabei.
Wer kein Fleisch isst, unterlässt es zur Ehre des Herrn, und auch er dankt
Gott. Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber:
Leben
wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir
leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Denn Christus ist gestorben
und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende. Wie kannst also
du deinen Bruder richten? Und du, wie kannst du deinen Bruder verachten? Wir
werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen. Denn es heißt in der
Schrift: So wahr ich lebe, spricht der Herr, vor mir wird jedes
Knie sich beugen und jede Zunge wird Gott preisen. Also wird jeder von uns vor Gott Rechenschaft über sich selbst ablegen.“
(Römer 14:1-12)
Es soll schlichtweg keine
allgemeingültigen Ge- und Verbote in Bezug auf Essen oder Sabbatheiligung mehr
geben, keine Regeln, wie kurz Röcke sein dürfen, ob Bärte oder Bikinis okay
sind und all das. Jeder soll für sich persönlich entscheiden, was für ihn richtig ist, und nicht über Andere urteilen.
Die Mormonenkirche ist hingegen wieder
ins alttestamentliche Fahrwasser der kleinteiligen Vorschriften zurückgekehrt
im klaren Widerspruch zum Neuen Testament. Wobei auch ein Joseph Smith ursprünglich
mal erklärt hat, er lehre nur die Prinzipien und die Mitglieder würden sich
darauf basierend selber regieren. Daher hat er auch fröhlich Wein getrunken, so
auch kurz vor seiner Ermordung im Gefängnis von Carthage.
Dementsprechend sollte bei den
Mormonen eigentlich nur über die Prinzipien des Wortes der Weisheit gesprochen und
keine Liste von erlaubten und verbotenen Substanzen aufgestellt werden. So
würde es nicht dazu kommen, dass Mitglieder zwar gesunden grünen Tee meiden,
dafür aber süße Limonadegetränke konsumieren, oder sich darüber streiten, ob
koffeinhaltige Getränke, wenn kalt serviert, koscher sind.
Und dann könnten Mitglieder auch
ohne schlechtes Gewissen neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Gefahren und
Nutzen berücksichtigen, etwa zu den positiven Auswirkungen von Kaffee:
In diesem Sinne Prosit oder guten Appetit!