Dank dem neuen Essay der Kirche zum Buch Abraham (unter https://www.lds.org/topics/translation-and-historicity-of-the-book-of-abraham?lang=eng&query=abraham) herrscht endlich Klarheit. Oder?
Also, bei der Übersetzung vom Buch Abraham hat Joseph Smith zwar die
altertümliche Vorlage (Papyrusrollen) benutzt, aber der "übersetzte"
Inhalt hat nur bedingt mit der Vorlage zu tun. Denn auf der Rolle steht nichts
von Abraham und sie stammt aus einer viel späteren Epoche. Beim Buch
Mormon hingegen hat er bei der Übersetzung die Vorlage überhaupt nicht genutzt.
Er hat ja seinen Kopf in den Hut mit dem Stein gesteckt, während die Platten verdeckt
blieben. Der "übersetzte" Inhalt soll sich hingegen an der Vorlage
orientieren.
Gott hat also Joseph Smith glauben lassen, er hätte tatsächlich die
Aufzeichnungen Abrahams vor sich: "Eine Übersetzung einiger alter
Aufzeichnungen, die aus den Katakomben Ägyptens in unsere Hände gelangt sind.
Die Schriften Abrahams, während er in Ägypten war, das Buch Abraham genannt,
von seiner eigenen Hand auf Papyrus geschrieben." (History of the Church ,
2:235–236, 348–351.) und hat ihm dann Inhalte eingegeben, die historisch
richtig sind, aber sich nicht in dem eigentlich vorliegenden Texten
wiederfinden. Und damit hat Gott auch uns hinters Licht geführt, denn er hat
Joseph Smith inspiriert, Vers 14 zu diktieren: "Damit ihr eine Vorstellung
von diesen Göttern habt, habe ich euch in den Abbildungen am Anfang ihr
Aussehen angegeben, und diese Art von Abbildungen wird von den Chaldäern
„Ralinos“ genannt, was Hieroglyphen bedeutet."
Mittlerweile wissen wir aber, dass die Abbildungen überhaupt nicht das
darstellen, was uns Joseph Smith dazu erzählt hat. Und wir wissen auch, dass
Joseph einfach Hieroglyphen in die Abbildungen hineinkopiert hat (siehe https://www.dropbox.com/s/tz1iy4q7w39wvor/The%20Book%20of%20Abraham%20Criticisms%20Defenses%20and%20Implications.pdf)
Dass das Buch Abraham dennoch glaubwürdig ist, zeigt laut Essay unter
anderem die geradezu frappierende Übereinstimmung von “the plain of Olishem,”
mit der Stadt “Ulisum,” im Nordwesten Syriens. Das kann unmöglich Zufall sein, dazu sind die Namen einfach viel zu ähnlich!!!
Also
soll der Inhalt des Buchs Abraham auf den wirklichen Abraham zurückgehen,
obwohl es von einem späteren Text mit völlig anderer Bedeutung stammt.
Viele Ortsnamen ähneln auffällig stark Orten in Joseph Smiths Gegend
(siehe http://www.solomonspalding.com/docs2/2001vern.htm):
Oder man denke an die überraschenden Parallelen mit dem Buch ‚Late War
Between the United States and Great Britain‘, welches 1816 in New York
veröffentlicht wurde (siehe http://wordtreefoundation.github.io/thelatewar/)
Ich bin ein Fan von Ockhams Rasiermesser (auch Prinzip der Parsimonie, lex parsimoniae oder Sparsamkeitsprinzip), welches nach Wikipedia vereinfacht ausgedrückt besagt:
- Von mehreren möglichen Erklärungen desselben Sachverhalts ist die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen.
- Eine Theorie ist einfach, wenn sie möglichst wenige Variablen und Hypothesen enthält, die in klaren logischen Beziehungen zueinander stehen, aus denen der zu erklärende Sachverhalt logisch folgt.
(a) Buch Abraham und Buch Mormon entstammen beide der Imagination Joseph Smiths unter Verwendung diverser ihm ganz normal verfügbarer Quellen. Sie haben absolut nichts mit goldenen Platten oder Papyrusrollen zu tun.
(b) Gott hat Joseph irgendwie benutzt und Joseph brauchte für seine Offenbarungen etwas Handfestes, was ihn veranlasste aus einem Mix aus altertümlichen, historischen Wahrheiten und Begebenheiten sowie zeitgenössischen Quellen göttliche Wahrheiten ans Licht zu bringen, beispielsweise warum die Indianer dunkle Haut haben und die Nachfahren Kains verflucht sind, auch wenn die Vorlagen nutzlos und sogar was ganz anderes sagen.
Das ist jetzt wirklich schwierig zu entscheiden. Ich glaube, da bete ich besser drüber.
Und weil es lustig ist: