„Ich hatte keine sexuelle Beziehung zu dieser Frau, Fräulein Lewinsky.“


So das berühmte Dementi des damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Auf Druck der Ermittlungen musste Clinton bekanntermaßen doch die Affäre mit Monica Lewinsky eingestehen. Zumindest gab er zu, Oralsex mit Lewinsky gehabt zu haben, was zu einer Diskussion führte, wann Sex eigentlich Sex ist. Wobei eigentlich klar ist, dass Clinton versucht hat, die Öffentlichkeit mit obiger Aussage zu täuschen.

A la Clinton versucht die LDS-Kirche derzeit, die Öffentlichkeit ebenso wie die Mitglieder in die Irre zu führen. Clinton könnte seine Taktik wiederum von Joseph Smith abgeschaut haben, wie dieser während er heimlich jahrelang die Vielehe praktiziert hatte einen Monat vor seinem Tod kühn erklärte:
„Was für eine Sache ist es für einen Mann, dem Ehebruch mit sieben Frauen vorgeworfen wird, wenn ich nur eine finden kann.“ (“What a thing it is for a man to be accused of committing adultery, and having seven wives, when I can only find one.” History of the Church, Volume 6, p. 411.)
Möglicherweise befand sich in der versammelten Menge tatsächlich nur eine seiner 30 bis 40 Ehefrauen. Außerdem hatte er seiner Meinung nach keinen Ehebruch begangen. Insofern war seine Aussage nicht gänzlich falsch. Sie war dennoch eindeutig eine Lüge, denn sie diente dazu, einen falschen Eindruck zu vermitteln, nämlich dass er monogam lebe.

Wie versucht die LDS-Kirche neuerdings zu täuschen? In der Abhandlung auf lds.org  Becoming Like God.” heißt es, dass “wenige Heilige der Letzten Tage sich mit Karikaturen identifizieren würden, wonach sie ihren eigenen Planeten erhalten.“
Natürlich identifiziert sich kein Mitglied mit irgendeiner Karikatur seines Glaubens, schließlich stellt Karikatur ja eine komisch überzeichnete Darstellung dar. Heißt es nun aber, dass die Vorstellung von eigenen Planeten vollständig spekulativ ist und sich nicht in Heiligen Schriften oder Worten von neuzeitlichen Profeten wiederfindet?  

Wohl kaum: Brigham Young hat gelehrt, dass diejenigen, die erhöht werden “vorbereitet werden, um Welten zu formen“ (Brigham Young, Journal of Discourses, 17:143). Lorenzo Snow sprach davon, dass verherrlichte Heilige der Letzten Tage “Materie zu Welten organisieren werden, worauf ihre Nachkommenschaft verweilen wird“ (Lorenzo Snow, zitiert im Improvement Era, June 1919, S. 659). Joseph Fielding Smith schrieb: “Wir werden Götter werden und über Welten herrschen. Und diese Welten werden durch unsere Nachkommen bevölkert werden“ (Joseph Fielding Smith, Doctrines of Salvation 2:48). Oder wie wäre es mit folgendem Zitat aus der Oktober 1975 Generalkonferenz von Präsident Spencer W. Kimball:
“Brüder, 225.000 von Ihnen sind heute hier. Ich gehe davon aus, dass 225.000 von Ihnen Götter werden können. […] Ich glaube, Gott könnte – oder wahrscheinlich lässt er uns ihm helfen – Welten für alle von uns machen, für jeden einzelnen von uns 225.000“ (Spencer W. Kimball, “The Privilege of Holding the Priesthood,” Ensign, November, 1975, S. 80).

Welchen Eindruck versucht die Kirche also zu vermitteln? Dass die Kirche und der Glauben nicht verrückt und total abgedreht ist und Mormonen mehr oder weniger normale Christen sind. Da passt wohl die Vorstellung, Mitglieder könnten dereinst Götter werden und über eigene Welten herrschen, nicht so recht ins gewünschte Bild. Aber ist das ehrlich so? Nein.

Dann hat die Kirche ein Video über die Tempelkleidung und Garments veröffentlicht. Überraschenderweise findet sich darin die Aussage:
„Einige Leute bezeichnen fälschlicherweise Tempel-Garments als magisch oder "magische Unterwäsche." Diese Worte sind nicht nur falsch, sondern auch beleidigend für die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Es gibt nichts Magisches oder Mystisches in Bezug auf Tempelkleidung und Mitglieder der Kirche wünschen das gleiche Maß an Respekt und Sensibilität, die jedem anderen Glauben von Menschen guten Willens gewährt werden würde.“

Formell wiederum korrekt, denn kaum ein Mitglied würde den Begriff ‘magisch’ wählen. Allerdings ist der Eindruck, der erweckt wird, wiederum eine Lüge. Denn natürlich glauben Mitglieder nicht einfach nur, dass Garments einen rein symbolischen Zweck erfüllen. Vielmehr glauben Mitglieder sehr wohl an eine übernatürliche Schutzfunktion, worum sich viele Geschichten ranken. Der vermittelte Eindruck ist somit erneut irreführend. Und das wiederum mit Kalkül und sehr bewusst.

Jede Menge Täuschungsversuche finden sich auch in der neuen Abhandlung zu Plural Marriage in Kirtland and Nauvoo und The Manifesto and the End of Plural Marriage. Man beachte alleine folgenden Abschnitt:
„Die Gerüchte (über die Vielehe) veranlassten Mitglieder und Führer zu sorgfältig formulierten Dementis, die die spirituelle ‚Wifery‘ und Polygamie anprangerten, aber über das schwiegen, was Joseph Smith und andere als göttlich beauftragte "celestiale" Vielehe sahen. Die Aussagen betonten, dass die Kirche kein Eherecht praktizierte außer Monogamie, während implizit die Möglichkeit offen gelassen wurde, dass Personen, unter der Leitung von Gottes lebenden Propheten anders handelten.“
(The rumors (about plural marriage) prompted members and leaders to issue carefully worded denials that denounced spiritual wifery and polygamy but were silent about what Joseph Smith and others saw as divinely mandated “celestial” plural marriage. The statements emphasized that the Church practiced no marital law other than monogamy while implicitly leaving open the possibility that individuals, under direction of God’s living prophet, might do so.)

Diese ganze Satzkonstruktion ist doch Wahnsinn. Warum spricht die Kirche allgemein von “Mitgliedern” und “Führern” statt direkt Ross und Reiter, nämlich in diesem Fall Joseph Smith, zu nennen? Warum mussten die Dementis „sorgfältig formuliert“ sein? Weil es um Täuschung ging! Weil es darum ging, bewusst in die Irre zu führen und einen falschen Eindruck zu erwecken. Die 1835er Ausgabe von Lehre und Bündnisse hat in Abschnitt 101:1 nichts implizit offen gelassen:
„Da dieser Kirche Christi das Verbrechen der Unzucht und Vielehe vorgeworfen wurde, erklären wir, dass wir glauben, dass ein Mann eine Frau haben soll; und eine Frau nur einen Mann, außer im Falle des Todes, wenn es beiden freisteht, wieder zu heiraten.“
(Inasmuch as this church of Christ has been reproached with the crime of fornication, and polygamy: we declare that we believe, that one man should have one wife; and one woman, but one husband, except in case of death, when either is at liberty to marry again.)

Was ist da implizit offen gelassen worden? Dass Joseph Smith Dutzende bereits verheiratete Frauen und mehrere 14- und 15-jährige Mädchen unter Ausübung extremen Drucks ehelichte? Und meistens ohne Emmas Wissen! Und gegen Emmas Willen! Wenn mich meine Frau fragt, ob ich vom Bäcker Brötchen mitgebracht habe, und ich dann "Ja" antworte, lasse ich dann implizit die Möglichkeit offen, doch keine Brötchen mitgebracht zu haben? Häh? WTF!

Hört bitte auf mit den Täuschungen und Irreführungen. Gebt doch einfach zu und macht deutlich, dass es nicht in Ordnung war und ist, minderjährige Mädchen zu heiraten und sexuelle Beziehungen neben seiner offiziellen Ehefrau zu führen, geschweige denn Ehelichungen vor ihr zu verheimlichen. Es war auch nicht okay, den Mädchen die Verdammnis ihrer Familien anzudrohen oder die Erlösung aller Familienmitglieder zu versprechen, nur um sie rumzubekommen. Es gibt absolut nichts, was das rechtfertigt. Es war falsch und verabscheuenswürdig. Und Joseph hat gelogen. Punkt. Die Kirche mag gerne weiterhin behaupten, er sei ein Profet gewesen und habe Offenbarungen von Gott erhalten. Aber in diesem Punkt hat er unmoralisch gehandelt, gelogen und betrogen. Und damit letztlich sein eigenes frühes Grab geschaufelt. Gebt es zu! Steht dazu! Hört auf, den Clinton zu spielen!